http://www.berliner-zeitung.de/politik/mord-an-oury-jalloh--gutachten--jalloh-mit-brandbeschleuniger-uebergossen-und-angezuendet,10808018,25011124.html
Von Kathy Stolzenbach
Gedenken an Oury Jalloh vor der Polizeistation in Dessau, Foto vom 7.1.2010.
Foto: dpa
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Fast neun Jahre nach dem Tod des Asylbewerbers Oury
Jalloh in einer Dessauer Gefängniszelle kommt ein Gutachten zu dem
Ergebnis, dass unbekannte Täter an dem Brand beteiligt waren. Demnach
habe sich der an Händen und Füßen gefesselte Afrikaner nicht selbst
anzünden können.
Oury Jalloh: Gutachten stützt Mordthese
Journalisten sehen auf einer Pressekonferenz ein Video zu einem neuen
Gutachten zum Feuertod des Asylbewerbers Oury Jalloh im Januar 2005 in
einer Polizeizelle in Dessau.
Foto: dpa
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Mitglieder der Initiative und Freunde von Jalloh
zeigten ein Video, in dem sie zusammen mit dem irischen Brandgutachter
Maksim Smirnou die Polizeizelle in Dessau nachgebaut und die Ereignisse
nachgestellt hatten. Sie fesselten Schweinekadaver auf schwer
entflammbaren Matratzen und führten verschiedene Versuche mit und ohne
Brandbeschleuniger durch. Eine derartige Verkohlung des Körpers bis in
die tiefen Muskelschichten hinein und eine fast vollständige Zerstörung
der Matratze, wie es bei Jalloh der Fall war, seien nur durch die
Verwendung von fünf Litern Brandbeschleuniger wie Benzin möglich,
erklärte der Brandgutachter.
Aufklärung wurde boykottiert
Der
Dessauer Oberstaatsanwalt Folker Bittmann sprach von „sehr ernsten,
überraschenden und zum Teil erschreckenden Informationen“. Einige Punkte
widersprächen früheren Gutachten in Deutschland. Bittmann sagte: „Das
kann nicht einfach weggewischt werden.“ Voraussichtlich müsse jetzt ein
neues Gutachten durch die Ermittlungsbehörden erstellt werden. Er wies
Vorwürfe zurück, dass die Ermittler absichtlich Erkenntnisse ignoriert
hätten. Die Initiative wirft in ihrer Anzeige Polizei und Justiz vor,
die „rechtsstaatliche Aufklärung des Falles boykottiert“ zu haben.
Der Tod von Oury Jalloh
„Zur Aufklärung des Todes von Oury Jalloh muss es
umgehend neue juristische Untersuchungen geben“, fordert die
innenpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, Ulla Jelpke. „Der
Umgang mit dem Tod von Oury Jalloh im Polizeigewahrsam stellt einen der
größten Justizskandale in Deutschland dar.“
Das
Landgericht Dessau sowie das Landgericht Magdeburg waren zu dem Schluss
gekommen, dass der aus dem westafrikanischen Sierra Leone stammende
Jalloh das Feuer selbst gelegt hatte. Die genauen Umstände des Feuers
konnten nie zweifelfrei festgestellt werden. Bei dem Prozess 2012 in
Magdeburg war ein Polizist wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe
von 10.800 Euro verurteilt worden, weil er die Zelle nicht ausreichend
überwacht hatte. (mit dpa)
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