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Mittwoch, 19. März 2014

Ausstellung der Lampedusaflüchtlinge

Sehr geehrte Besucherin, sehr geehrter Besucher
Mit unserer Ausstellung möchten wir, die Gruppe „Lampedusa in Hamburg“, Ihnen die Möglichkeit geben einen tieferen Einblick in unsere Erfahrungen auf der Flucht in den letzten drei Jahren zu bekommen.
Dazu beschreiben und analysieren wir diese Erfahrungen und die damit zusammenhängenden gesellschaftlichen Ereignisse und Begebenheiten in drei Schritten:
  • die Situation in Libyen vor- während und nach dem Krieg sowie den Weg über das Mittelmeer
  • die Situation in den italienischen Flüchtlingseinrichtungen
  • die Situation in Hamburg 
     
Wir möchten Ihnen darüber hinaus ein Verständnis der historischen Hintergründe und Fakten ermöglichen und skizzieren die Menschenrechtsverletzungen, mit denen wir auf diesem Weg konfrontiert waren. Aus diesem Grund finden sie auf einigen Tafeln, wie auch in Ordnern, Texte von Menschenrechtsorganisationen, WissenschaftlerInnen, aus juristischen Gutachten, Gerichtsurteilen und Zeitungsartikeln. Auf einer der Tafeln finden Sie zudem ein Pad, auf dem sie Filme ansehen können, die ebenfalls einen Einblick in die Hintergründe unserer Erfahrungen gewähren.
Unsere Evaluationsmethode ähnelte dabei denen der Wahrheits- und Versöhnungskommissionen in Südafrika und südamerikanischen Ländern, nach Bürgerkriegen. In diesem Rahmen haben wir mit dem Soziologen und Menschenrechtler Martin Dolzer zusammengearbeitet. Wir haben uns versammelt, zusammengesessen und über unsere Erfahrungen, Verluste und Traumata berichtet diskutiert und diese im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, wie z.b. dem Libyenkrieg und dem europäischen Flüchtlingssystem analysiert. Im Verlauf dieses kollektiven Prozesses haben wir die Texte erstellt, Berichte geschrieben und Fotos sowie Filme zusammengestellt, die in der Ausstellung zu sehen sind.
Unsere Methode ist ein Ansatz von „Restorative Justice“. Das ist ein Ansatz von Justiz, der in unserem Fall auf die Bedürfnisse der Opfer und der involvierten Communties ausgerichtet ist, anstatt abstrakten Rechtsvorstellungen und Systemen zu folgen, die lediglich darauf ausgerichtet sind TäterInnen zu bestrafen.
Wir sind Opfer des Libyenkrieges und der Mechanismen des europäischen Flüchtlingssystems. Mit unserer Ausstellung und der angewandten Methode nehmen wir eine aktive Rolle in dem gesamten Prozess ein. Wir wollen darüber hinaus den TäterInnen sowie den verantwortlichen PolitikerInnen die Möglichkeit geben, die Verantwortung für die „Verletzungen, die sie verursacht haben und die Taten, die sie begangen haben, zu übernehmen.
Normalerweise involvieren Verfahren der „Restorative Justice“ beide Seiten – die Opfer und die TäterInnen – und fokussieren auf deren jeweilige Bedürfnisse.
In unserem Fall sind die TäterInnen und die verantwortlichen PolitikerInnen jedoch nicht so leicht einzubeziehen. Die Einen leben in Libyen und handeln weit jenseits der Menschenrechte und internationaler Regulierungen und Verträge – und die Anderen – die verantwortlichen PolitikerInnen – sind bis Heute nicht bereit einen Dialog mit uns zu führen.
Wir sind uns bewusst, dass diese Ausstellung lediglich ein erster Schritt dazu sein kann die Fakten zu untersuchen und Ihnen einen Einblick in unsere Erfahrungen zu geben. Vielleicht können wir auf diese Weise einen Impuls für eine langfristige Wahrheitsfindung und Aussöhnung geben.
Wir, die Kriegsflüchtlinge der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“, fordern den Menschenrechten entsprechend, ein permanentes Aufenthaltsrecht sowie freien Zugang zu Arbeit, Bildung und Gesundheitsversorgung in Deutschland. Diese Forderungen können sofort erfüllt werden. Im regionalen- , bundes- und europäischen Recht gibt es eine Vielzahl von Regulierungen, die das ermöglichen – dazu gehört u.a. der § 23 Aufenthaltsgesetz,
hochachtungsvoll,
die Kriegsflüchtlinge der Gruppe
Hamburg in Lampedusa“

Hier geht es zur Ausstellung und zu weiteren Informationen! 

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