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Montag, 27. Juli 2015

Baupolitik in Altona: Maggie Thatcher würde SPD wählen

Übernommen von:

Rantanplan102's Blog


In Altona gibt es z.Zt. viele umstrittene Bauprojekte. Am Spritzenplatz sollen uns sechsgeschossige Häuser die Sonne nehmen, auf dem ehemaligen Zeiseparkplatz entsteht ein Büroklotz für die weltgrößte Webeagentur, und die letzten noch grünen Innenhöfe an der Friedensallee oder an der Leverkusenstraße sollen demnächst mit vier- bis fünfgeschossigen Luxusbauten zugeknallt werden. Gründe genug für viele Altonaer, die Sitzungen der Bezirksversammlung und des Planungsausschusses zu besuchen und die Diskussionen dort kritisch zu begleiten. Und es lohnt sich! Das Stück, das dort gegeben wird, ist durchaus für Überraschungen gut. Aber der Reihe nach.
Hauptdarsteller sind in Altona wie auch sonst die Fraktionsvorsitzenden. Dies sind:
Thomas Adrian, SPD,  50, Anzugträger, lichte wirre Haare, ehrgeizig, arrogant, cholerisch und eitel, intellektuell eher flach, weitere Persönlichkeitseigenschaften nicht erkennbar. Erinnert äußerlich und im Auftreten ein wenig an den früheren Hamburger Innensenator Ronald Barnabas Schill.
Uwe Szczesny, CDU, 69, jovial, runder Bauch, weißhaarig, souverän im Auftritt, fast immer im Anzug, glänzender Redner, intelligent, schlagfertig, kenntnisreich, segelt gerne mit Bauunternehmern, beherrscht das Politikspiel perfekt. Geschäftsführer einer Media-Werbeagentur.
Gesche Boehlich, GRÜNE, 56, strähnige blonde Haare, große Brille, hektisch, redet sehr schnell, oft zickig bis giftig, switcht flexibel hin und her zwischen allen Fronten, kann gut mit Szczesny und nicht so gut mit Adrian. Teilt sich Auftritte und Arbeit mit ihrem Fraktionskollegen Christian Trede: 48, schwarzes Hemd, Technokrat, guckt während der Debatten stets konzentriert in seinen Laptop. Hauptberuflich Referent der grünen Bürgerschaftsfraktion. Hat Ressentiments gegen alles, was irgendwie nach Basis riecht. Trede und Boehlich können nur begrenzt miteinander.
Robert Jarowoy, DIE LINKE, 62, weiße, volle Haare und ebensolcher Bart, verschmitzter Blick hinter der Nickelbrille, Kleidung eher unelegant, kann ebenso herzlich lachen wie böse poltern, hat Ahnung von den Dingen, redet Klartext, Basismensch, unverkäuflich. Lebt vom Handel mit Biokäse.
In Nebenrollen: Lorenz Flemming, FDP, 70 und Dr. Claus Schülke, AfD, 72, beide ohne Fraktion. Außerdem weitere Abgeordnete, die sich ab und zu äußern.
Die Bezirksversammlung Altona tickt etwas anders als die Bürgerschaft. Das hat mit der Vorgeschichte zu tun. Von 2008 bis 2011 regierte in Altona wie in Hamburg schwarz-grün, in Altona geführt von Szczesny und Boehlich. Die konnten gut miteinander, nur beim grünen Publikum kam schwarz-grün nicht gut an: Bei der nächsten Wahl stürzten die Grünen im Bezirk und in der Bürgerschaft heftig ab. Da die SPD in Altona, anders als in der Bürgerschaft, keine absolute Mehrheit bekam, verhandelten SPD und Grüne miteinander. Die SPD wollte Thomas Adrian zum Bezirksamtsleiter wählen lassen, aber das machten die Grünen nicht mit. Ihre Befürchtung: Adrian könnte als karrierebewusster Parteisoldat einfach nur die Anweisungen von Olaf Scholz entgegennehmen und umsetzen, die ohnehin begrenzten Gestaltungsmöglichkeiten der Bezirkspolitik wären dahin. Die Stimmung zwischen SPD und Grünen ist seitdem im Eimer. Das blieb auch so, nachdem 2013 SPD und Grüne die Sozialdemokratin Liane Melzer zu Bezirksamtsleiterin wählten. Regiert wird in Altona bis heute mit wechselnden Mehrheiten, eine feste Koalition gibt es nicht. Das macht die Altonaer Politik spannender als Parlamentspolitik sonst ist.

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