die
Bürgerinnen, Bürger und Gewerbetreibenden Ottensens haben keinerlei
Verständnis für die derzeit laufenden parteipolitisch geprägten
Grabenkämpfe und Verfahrens-Tricksereien im Zuge der Entscheidungen über
Grundstücksvergabe und Baugenehmigung des geplanten Bürokomplexes
Zeise-2 auf dem Zeisehallen-Parkplatz in Ottensen.
Der Verkauf
des letzten großen Baugrundstücks im Zentrum von Ottensen darf nicht
unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Hinterzimmer stattfinden - ohne
Berücksichtigung der Interessen eines ganzen Stadtteil mit 30.000
Bewohnern und ohne längere Beratung in der Bürgerschaft und im Bezirk
Altona. Das ist schlichtweg undemokratisch und das Gegenteil von
Bürgerbeteiligung.
Eine große Mehrheit der Ottenser will hier
keinen Bürokomplex in der geplanten Größenordnung, weil er das fragile
Gleichgewicht zwischen Wohnen, Kultur und kleinteiligem Gewerbe in
diesem zentralen Teil des Viertels endgültig sprengt und die
Mietpreisentwicklung noch weiter antreibt. Was für viele von Ihnen nach
einer guten Lösung nach so vielen Jahren „Stillstand“ auf dem Parkplatz
aussieht, ist aber in Wirklichkeit eine Mogelpackung: Hier werden keine
neuen Arbeitsplätze geschaffen, und zudem verlieren Sie als Befürworter
das (letzte?) Vertrauen, was man Ihnen noch zuschreibt.
Erst
Wohnbebauung aufwendig zu beschließen und dann plötzlich vor den Wahlen
unbemerkt auf Bürobebauung umzuschwenken, weil ein Investor plötzlich
für einen lukrativen Mieter das Portemonnaie aufmacht und sich noch mehr
Profit verspricht, ist ohne Zweifel ein sehr fragwürdiges und wenig
souveränes Vorgehen. Dass ein städtisches Grundstück an einen Investor
verkauft werden soll, der sich schon nebenan bei der Wahrung und
Weiterentwicklung des Industrie-Denkmals Zeise-Hallen „nicht mit Ruhm
bekleckert“ hat, macht es noch schlimmer.
"Selbstverständlich ist
das Projekt wirtschaftlich interessanter als dort geförderten
Wohungsbau zu machen." Frank Bohlander, Geschäftsführer von Quantum am
25.09.2014 im NDR-„Hamburg Journal“-Interview
Bei Bürgerinnen,
Bürgern und Gewerbetreibenden erzeugt großes Unverständnis und Wut, dass
die SPD trotz des Wissens um die große Ablehnung dieses Projekt dennoch
immer noch ohne Kontaktaufnahme mit den Bewohnern vor Ort im
Schnellverfahren durchziehen will. Dass die CDU dies, wie gestern in der
Bürgerschaftssitzung zu erleben war, sogar mitträgt, ist genauso
unverständlich. Nach dem Willen beider Parteien kann also der Verkauf
bei der nächsten Sitzung der Kommission für Bodenordnung am 2. Oktober
unter Dach und Fach gebracht werden - es sei denn: Sie setzen sich bei
Ihren Parteikolleginnen und -Kollegen dafür ein, dass die Mitglieder der
Kommission anders entscheiden.
Die reine Bürobebauung ist nicht
alternativlos: Schreiben Sie die Fläche nach Ablauf der Anhandgabe neu
aus, unter Einbeziehung der Gewerbetreibenden und Bewohner des
Stadtteils. Setzen Sie nicht einfach 850 Menschen in ein gewachsenes
Quartier. Entstehen könnte ein Mix aus Wohnen und Arbeiten, der zum
Viertel passt und wirklich integrativ ist. Diskutieren Sie auch die
Alternative, dass die SAGA auf dem Zeiseparkplatz bezahlbare Wohnungen
baut, da sie SAGA als städtisches Unternehmen hier entsprechend ihres
Gründungszweckes stabilisierend auf die Mieten in Ottensen einwirken
könnte.
Wenn Sie die Möglichkeit der Einflussnahme nicht
wahrnehmen, machen Sie sich mitschuldig an einem Fehler, der schwer
rückgängig zu machen ist und massiven Einfluss auf die Menschen vor Ort
und ihr Lebensgefühl hat.
Sehr geehrte Damen und Herren, es liegt
nun in Ihrer Verantwortung, die Bürgerinnen und Bürger mit
einzubeziehen, den Frieden im Stadtteil wieder herzustellen und eine
drohende Eskalation zu vermeiden. Nutzen Sie die Möglichkeiten für die
notwendige parlamentarische und öffentliche Debatte, unter Einbeziehung
der Bürgerinnen und Bürger.
Wer Ottensen ignoriert - den wird Hamburg nicht wieder wählen.
Vielen Dank,
mit freundlichen Grüßen
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