Sehr geehrte Damen und Herren,
wie der Kirchengemeinderat der
Luthergemeinde aus der Presse erfahren musste, beabsichtigt die Pflegen &
Wohnen GmbH das o.g. Pflegeheim kurzfristig zu schließen, die Pflegeverträge
mit den ca. 150 Bewohnern zu kündigen und diesen Bewohnern andere, um ca. 400 €
pro Monat teurere Pflegeplätze anzubieten, welche sich zudem über ganz Hamburg
verstreuen und weit ab vom derzeitigen Lebensmittelpunkt der Senioren befinden.
Die Pflegen & Wohnen GmbH ist
hervorgegangen aus der Betriebs GmbH der gleichnamigen öffentlichen Anstalt,
welche 2007 von der FHH an ein privates Konsortium um die Franke Gruppe
veräußert wurde. Laut Mitteilung des Senates (SDr 18/ 4356) wurde bei Verkauf
der Gesellschaftsanteile eine Standortsicherung für einen Zeitraum von 20
Jahren (also bis 2027) vereinbart und die Zweckbindung der Grundstücksnutzung
durch beschränkt persönliche Dienstbarkeiten im Grundbuch gesichert.
Namens der Luthergemeinde Bahrenfeld fordere
ich den Senat und die Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg auf, diese
Standortsicherung, notfalls unter Zuhilfe-nahme der zuständigen Gerichte,
einzufordern.
Soweit dies nicht in der Kompetenz der
Bürgerschaft liegt, bitte ich entsprechend auf den Senat einzuwirken.
Das Senioren und Pflegeheim am Holstenkamp
ist seit 80 Jahren ein integraler Bestandteil von Bahrenfeld und durch
vielerlei Kontakte zu den umliegenden Anwohnern sowie der Luther-gemeinde fest
eingebunden. Es finden dort regelmäßig Gottesdienste statt und Geburtstags-besuche
durch Ehrenamtliche; diese kümmern sich auch darum, daß die Bewohner die
Verbindung nach außen nicht verlieren.
Unsere Kitas besuchen regelmäßig die
SeniorInnen vor Ort, weil für beide Seiten, Alte wie Kinder, der Kontakt und
die Gemeinschaft wichtig sind. Wir hatten sogar die Eröffnung einer weiteren
Kita auf dem Gelände in Betracht gezogen, weil alt und jung in einer
funktionierenden Gesellschaft im Kontakt sein müssen. „Die Alten“ müssen Ihren
Platz im Stadtteil haben, weil sie zur Gesellschaft gehören. Sie können nicht
einfach irgendwo „untergebracht“ werden.
Insbesondere Senioren mit geringerem
Einkommen haben im Pflegeheim Lutherpark die Möglichkeit, in der Nähe ihres
gewohnten Lebensmittelpunktes bzw. in der Nähe ihrer in Bahrenfeld bzw. Altona
lebenden Angehörigen Wohnung und Pflege zu finden. Das Pflegeheim Lutherpark
verfügt über besondere Einrichtungen zur Pflege von Demenzkranken und wurde im
Vergleich zu anderen Seniorenheimen von Pflegen & Wohnen im MDK Bericht
2013 besonders gut bewertet. Mit 149 Bewohnern bei tatsächlich 180
Pflegeplätzen ist das Pflegeheim auch gut, zumindest aber für den fortdauernden
Betrieb ausreichend ausgelastet.
Eine Schließung des Pflegeheimes würde für
die Bewohner eine unzumutbare Härte bedeuten. Bekanntlich „verpflanzt man alte
Bäume nicht“. Es steht zu befürchten, dass viele der jetzigen Bewohner, welche
zurecht davon ausgehen konnten, dass sie ihren Lebensabend im Pflegeheim
Lutherpark verbringen können, diesen Umzug nur mit erheblichen psychischen und
gesundheitlichen Störungen überstehen werden. So hat eine Bewohnerin,
unmittelbar, nachdem ihr eröffnet wurde, dass sie aus dem Heim ausziehen solle,
einen Schlaganfall erlitten. Die Bewohner werden aus ihrem besonders in ihrer
derzeitigen Situation wichtigen sozialen Umfeld gerissen und müssten sich
nahezu unvermittelt in einer völlig neuen Umgebung zurechtfinden. Gerade an
Demenz leidende Personen werden dies nicht (mehr) schaffen. Erfahrungsgemäß ist
eine unmittelbare Verschlechterung des Gesundheitszustandes die Folge.
Mit der Kündigung der Pflegeverträge und dem
erforderlichen Abschluss neuer Verträge in anderen Pflegeeinrichtungen geht
zudem eine spürbare finanzielle Mehrbelastung der Bewohner einher. Soweit ich
informiert bin, sollen die Kosten pro Bewohner um ca. 400 € pro Monat steigen.
Es ist also zu befürchten, dass sich viele der Bewohner den erforderlichen und
gewohnten Pflegestandard aber auch den privaten Lebensstandard nicht mehr
werden leisten können. Dies kann auch zu einer unmittelbaren Steigerung der
Belastung der Sozialkassen führen.
Auch für die Angehörigen bedeutet ein Umzug
eine unzumutbare Härte. So dürfte es weitaus schwieriger sein, zu den Bewohnern
regelmäßigen Kontakt zu halten, wenn diese in weit entfernten Stadtteilen
untergebracht werden. Der Kontakt zu den Ehrenamtlichen unserer Gemeinde würde
vollständig abbrechen.
Seitens Pflegen & Wohnen wird
vorgetragen, dass der Betrieb des Seniorenheims am Lutherpark wirtschaftlich
unrentabel sei, ohne dies öffentlich nachprüfbar zu belegen. Es hat den
Anschein, dass sich der Betreiber seine wirtschaftliche Situation zielgerichtet
„schönrechnet“. So wurde zum Beispiel die angeblich unwirtschaftliche
Belegungssituation auf Basis mittlerweile unzulässiger Zimmerbelegungen mit 3
Personen berechnet. Es liegt auf der Hand, dass sich die Belegungsrate weitaus
positiver darstellt, wenn man die aktuell zulässige Zimmerbelegung annimmt.
Es drängt sich der dringende Verdacht auf,
dass es Pflegen & Wohnen vielmehr darum geht, das Seniorenheim zu
schließen, um es lukrativer an die öffentliche Anstalt Fördern & Wohnen zu
vermieten, um letztendlich nach Fertigstellung der Bauarbeiten für den
A7-Deckel das Grundstück mit noch größeren Gewinnen als Bauland zu verkaufen.
Als der Senat und die Bürgerschaft 2007 der
Veräußerung des Pflegebereiches an die Franke-Gruppe zustimmte, basierte diese
Zustimmung unter anderem auf der vertraglich vereinbarten Standortsicherung für
einen Zeitraum von 20 Jahren. Damit sollte genau das verhindert werden, was
nun, gerade 7 Jahre später, zu passieren droht. Die berechtigten Interessen der
Bewohner selbst sowie das Interesse der Freien und Hansestadt Hamburg an einer
flächendeckenden Daseinsführsorge für die immer größer werdende Anzahl von
pflegebedürftigen Senioren sollen zugunsten rein wirtschaftlicher Interessen
des privaten Betreibers geopfert werden. Es ist mir unbegreiflich, weshalb die
FHH hier nicht von ihrem Recht Gebrauch machen will, diese Standortsicherung
einzufordern und durchzusetzen.
Macht die FHH von ihrem Recht zur
Standortsicherung keinen Gebrauch, so beteiligt sie sich an einer nicht zu
rechtfertigenden Maßnahme, die aus Sicht der Bewohner des Seniorenheims
Lutherpark nur als Vertreibung gewertet werden kann.
Ich bitte Senat und Bürgerschaft alles
erforderliche zu tun, damit es zu dieser Vertreibung nicht kommt.
Mit freundlichen Grüßen,
Jürgen Kuhlmann
Vorsitzender des Kirchengemeinderates
der ev.Luthergemeinde HH-Bahrenfeld
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