NSU: Blick in den Abgrund
Anti-demokratische
Inlandsgeheimdienste, unkontrolliertes V-Mann-Unwesen,
Nazi-Terror-Szene, rassistische Ermittlungen und Staatsversagen:
Zwingende Konsequenzen aus dem NSU-Komplex
Mit Friedrich Burschel
(akkreditierter Korrespondent des nicht-kommerziellen Lokalsenders
Radio Lotte Weimar im NSU-Prozess und Mitarbeiter des Internetprojektes
NSU-Watch)
Moderation: Christiane Schneider (Innenpolitische Sprecherin, DIE LINKE in der Hamburger Bürgerschaft)
Die
neonazistische Terrorbande „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU)
soll während der Jahre 2000 und 2007 neun Menschen aus rassistischen
Motiven und eine Polizistin ermordet haben, mindestens drei
Sprengstoffanschläge, einer davon mit einer verheerenden Nagelbombe in
Köln mit vielen Verletzten, und (mindestens) 15 Raubüberfälle begangen
haben.
Hinter
dem Agieren des NSU und seines wohl mehrere Hundert Personen
umfassenden Unterstützer_innen-Netzwerks öffnete sich das Panorama des
wohl größten Geheimdienstskandals der Geschichte der BRD und eines
unvorstellbaren behördlichen Rassismus' in den Mordermittlungen. Gegen
die Familien und das soziale Umfeld der Opfer und die Ermordeten selbst
wurde über Jahre mit kruden Vorwürfen und rassistischen Anschuldigungen
ermittelt. Für die betroffenen Familien eine bis zu einem Jahrzehnt
währende Demütigung ohne das je auch nur ansatzweise Spuren ins
Nazi-Milieu verfolgt worden wären. Wie weit staatliche Verstrickung in
das Geschehen gegangen ist, ist bis heute nicht ansatzweise geklärt, im
Gegenteil: ein beispiellos dreister Vertuschungs– und
Obstruktionsskandal der unter Verdacht stehenden Behörden (Polizei,
Inlandsgeheimdienst „Verfassungsschutz“, Bundesnachrichtendienst (BND),
Militärischer Abschirmdienst (MAD) usw.) überschattet(e) selbst die
Aufklärungsbemühungen Parlamentarischer Untersuchungsausschüsse (im
Bundestag, in den Landesparlamenten von Thüringen, Sachsen und Bayern)
und des NSU-Prozesses vor dem Oberlandesgericht in München (seit
6.5.2013). Da werden Informationen vorenthalten und manipuliert, Akten
geschreddert oder zurückgehalten und eine Aufklärung des Komplexes der
Geheimdienst-Informant_innen (sog. V-Leute) hintertrieben. Viele
ungeklärte Fragen und haarsträubende Ungereimtheiten sind nach wie vor
offen. Welche nationalen Netzwerke mit dem und internationalen
Verbindungen zum NSU nachweisbar sind, ebenso.
Aber
auch eine kritische und linke Öffentlichkeit hat von dem mörderischen
Agieren des NSU keine Kenntnis genommen und sich von den Medien, die die
Polizeiversionen ungeprüft und auflagensteigernd skandalisiert
übernahmen, den Bären der kriminellen Machenschaften im
„Ausländermilieu“ aufbinden lassen: niemand hat gegen die Etikettierung
der grausamen Hinrichtungen als „Döner-Morde“ je lautstark protestiert
oder auch nur Zweifel angemeldet. Auch nachdem in Kassel, nach der
Ermordung des jungen Internetcafé-Betreibers Halit Yozgat am 6. April
2006, tausende Menschen migrantischen Hintergrunds unter dem Motto „Kein
10. Opfer“ demonstrierten, wachte die Öffentlichkeit — mit den
rassistischen Erklärungen offenbar einverstanden — nicht auf.
Immer
noch verhalten und erst langsam artikuliert sich ein Aufschrei, der all
das nicht mehr zu akzeptieren bereit ist und beginnt, eine öffentliche
Diskussion der Skandale, des behördlichen und gesellschaftlichen
Rassismus und der enormen Gefahren für das Gemeinwesen, die von den
unkontrollierbaren (Inlands-)Geheimdiensten ausgehen, zu erzwingen. Zu
dieser Diskussion soll der Vortrag von Friedrich Burschel beitragen.
Friedrich
Burschel ist Referent zum Schwerpunkt Neonazismus und
Strukturen/Ideologien der Ungleichwertigkeit bei der Akademie für
Politische Bildung der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin. Er ist
akkreditierter Korrespondent des nicht-kommerziellen Lokalsenders Radio
Lotte Weimar im NSU-Prozess und Mitarbeiter des Internetprojektes
NSU-Watch (nsu-watch.info). Seine Audio- und Printbeiträge zum Prozess
und zum NSU sind auf dem Antifra-Blog zu finden:
http://antifra.blog.rosalux.de
Die
Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu
machen und Personen, die neonazistischen Parteien oder Organisationen
angehören, der Neonazi-Szene zuzuordnen sind oder bereits in der
Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder
sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind,
den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser
auszuschließen.
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